Schlagwort: Volks-/Heimatkunde

Karfreitag

Ein kurzer Streifzug durch die frühe Geschichte der Triesenberger Volksschule

Der Karfreitag hieß im Mittelhochdeutschen karvrītac oder einfach kartac nach dem Vorbild von Karwoche. Der erste Teil des Kompositums, kar-, ist germanisch und in den meisten heutigen germanischen Sprachen nicht mehr zu finden. In einer Sprache, die uns sehr nahe steht, ist das kar– aber noch erhalten und wird oft gebraucht:

Das englische to care ’sich kümmern, sorgen‘ hat dieselbe sprachliche Wurzel. Die Bedeutung des germanischen Hauptworts war ‚Kummer, Sorge‘, altnordisch bedeutete es vermutlich ‚Krankenlager‘. Beim germanischen kar– geht man von einem Schallwort aus, was in Anbetracht des Rufens, Klagens und Schreiens bei alten Ritualen denkbar ist.

Regional sind um die Karwoche und den Karfreitag viele Bräuche und Gebräuche entstanden, und auch die Namen für diese Zeit sind vielfältig. In der Schweiz hört man Grööss Wuche, Marterwuche, Passionswuche, in der katholischen Liturgie Grosse Woche, Heilige Woche; sie folgt der Stillen Woche nach dem Palmsonntag.

Bei uns gibt es am Karfreitag und Karsamstag keine Messe und die Kirchenglocken bleiben still; zum Gebet wird mit einem Klapperrad (Rätscha) gerufen.

Belustigungen und Feste waren in der Karwoche verboten, zu meiner Jugendzeit war es nur mehr der Karfreitag. Unsere damalige Clique hat sich nie an Ge- und Verbote gehalten, und so hatten wir an Ostern und an Weihnachten immer die größten Feste und längsten Nächte.

Vor allem in Österreich haben die Osterprozessionen und die Osterbräuche einen hohen Stellenwert. Das Osterfeuer ist vor allem in Ostösterreich sehr verbreitet, und die Vorschriften, die in der Zwischenzeit gemacht werden, sind streng und müssen nur deshalb unbedingt eingehalten werden, weil sich sicher ein Nachbar findet, der eine Anzeige macht.

Von den mir persönlich bekannten Bräuchen kenne ich in der Steiermark die Fleischweihe, das Osterfeuer und das Grieñ Gei ‹grün gehen› (man läuft die eigenen Äcker und Felder ab und steckt einen geweihten Zweig in je einer Ecke ein).

In Rumänien ist am Ostersonntag morgens um vier Uhr eine große Jause, bei der der Schnaps nicht fehlen darf. Überhaupt ist das Osterwochenende eine einzige Mästerei und Sauferei. An Ostersonntag und -montag wird man von den ledigen Männern mit billigem Parfum bespritzt, sodass man am Abend riecht wie …

Zum Abschluss noch eine #Wetterregel: Eine nasse Karwoche bringt einen trockenen Sommer. Das wären für dieses Jahr eher gute Aussichten auf den Sommer.

Fronleichnam in Triesenberg

Fronleichnam

Der Üsahärrgottstag – Bräuche und Gebräuche an Fronleichnam

Publiziert in: Dorfspiegel Nr. 87

Der Üsahärrgottstag (Unser-Herrgotts-Tag), wie das katholische Fronleichnamsfest in vielen Mundarten Liechtensteins, Vorarlbergs und der Schweiz genannt wird, lehnt sich an die mundartliche Bezeichnung von Christus, dem Herrn an; dieser wird allgemein als (Unser) Herrgott bezeichnet.

Die Bezeichnung Üsahärrgott ist sicher eine untypische Bildung der Triesenberger Mundart (*Ünschahärrgott). Es gibt in unseren Mundarten noch an mehreren Orten Bildungen mit Üsahärrgott (nach Leo Jutz):

  • Unserherrgottsblümle(in) n. ‚Gänseblümchen (Bellisc perennis)‘
  • Unserherrgottskolben m. Pflanzenname ‚Rohrkolben (Typha latifolia)‘, welche im Herrgottswinkel beim Kruzifix kreuzweise aufgesteckt werden.
  • Unserherrgottsrolle f. Pflanzenname ‚Trollblume (Trollius)‘, sie wird zu Fronleichnam auf den Weg der Prozession gestreut.
  • Unserherrgottsrose f. ‚Pfingstrose (Paeconia officinalis)‘.
  • Unserherrgottswinkel m. ‚(meist geschmückte) Ecke in der Stube, in der das Kruzifix aufgehängt ist‘; und dann eben der
  • Unserherrgottstag m. ‚Fronleichnamstag‘ (im vorarlbergischen Götzis wird der Sonntag nach Fronleichnam alter Unserherrgottstag genannt)

Fronleichnam, mittelhochdeutsch vrônlîch(n)am ‚Leib des Herrn‘, ist die mittelhochdeutsche Übersetzung des lateinischen CORPUS DOMINI. Dieses Fest der katholischen Kirche zur Verehrung der Eucharistie wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest (1. Sonntag nach Pfingsten) gefeiert. Der Feiertag entstand im Spätmittelalter, als man die Feier der Messe immer mehr als Schauspiel betrachtete und der Mahlcharakter der Eucharistie weitgehend aus dem Bewusstsein geschwunden war. Den äusseren Anstoss gaben die Visionen der heiligen Juliana von Lüttich (†1258), die 1209 in Visionen auf das fehlende Fest der besonderen Verehrung des Altarsakramentes aufmerksam wurde. 1246 wurde das Fest in Lüttich eingeführt; 1264 schrieb es Urban IV. für die ganze Kirche vor. Für die liturgischen Texte in Messe und Stundengebet wird (besonders für die Orationen, die Sequenz „Lauda sion salvatorem“ und den Hymnus „PANGE LINGUA GLORIOSI“) mit guten Gründen Thomas von Aquin als Verfasser angenommen.

Die Fronleichnamsprozession

Höhe- und Mittelpunkt des Fronleichnamsfestes ist die Prozession, bei der seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das Allerheiligste durch die Strassen getragen wird. An vier Altären werden Texte aus den vier Evangelien gesungen, und nach Gebet wird der Segen erteilt. Als Reaktion auf die Reformation und ihr Verständnis des Abendmahls wurde das Fronleichnams-Fest mit seiner prunkvollen Prozession eine öffentliche Demonstration katholischen Eucharistieverständnisses. Das von liturgischer Bewegung und nachkonziliarerer Erneuerung geprägte Eucharisitieverständnis hat in jüngerer Zeit neuere Formen vor allem der Prozession entstehen lassen bzw. teilweise die Prozession ganz abgeschafft.

An der festlichen Fronleichnams-Prozession waren in den Städten nach altem Brauch in entsprechender Rangordnung und Kennzeichnung durch Trachten alle Stände und Altersklassen, die Zünfte und Bruderschaften beteiligt bzw. repräsentiert. Dies zeigt sich heute noch in Prozessionsordnungen, welche von Dorf zu Dorf verschieden sind. Auch das festliche Beflaggen von Strassen und Häusern zeigt das enge Zusammenleben von kirchlichem und weltlichem Fest gerade am Fronleichnamstag.

Bei der Prozession «um da Hag» tragen vier Mitglieder der Gemeindebehörde (Vorsteher, Vizevorsteher, Gemeindekassier und der an Jahren älteste Gemeinderat; die zwei jüngsten Gemeinderäte tragen Laternen) den sogenannten Himmel, einen Baldachin, unter welchem der Pfarrer die Monstranz mit dem Allerheiligsten trägt.

Früher waren es vier, heute sind es nocht zwei Altäre, an denen die Prozession Halt macht und der Pfarrer je einen Anfang der vier Evangelien singt und den Segen erteilt. Die Altäre sind festlich geschmückt; vor die Altäre wird ein Teppich aus entstielten Blumen (Margrita, Bachrolla, Scabiose, Pfingstrosenblätter) gelegt. Neben den Hauptaltären finden sich bei den Häusern, an denen die Prozession vorbeiführt, kleine privat Altäre.

Von der Trachtengruppe (früher von den Jungfrauen) wird eine Muttergottesstatue in der Prozession mitgetragen. Um da Hag geht man heute noch mit Kind und Kegel. Die Frauen tragen ihre kleinen Kinder oder stossen den Kinderwagen. Daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.

Der Üsahärrgottstag im Volksglauben

Der Üsahärrgottstag hat auch im Volksglauben und Volksbrauch mannigfache Spuren hinterlassen. In Deutschland ist die Fronleichnamsprozession sofort nach ihrer Einführung zur Flur- und Wetterprozession geworden: Die Prozession bewegt sich durch die Felder, wo nach den vier Himmelsrichtungen vier Altäre erbaut sind. In vielen Gegenden der Steiermark hat am Fronleichnamstag jedes Mädchen die Pflicht, beim Kirchgang einen grünen Kranz auf dem Kopf zu tragen und so vor der ganzen Gemeinde ein erneutes Zeugnis seiner Jungfräulichkeit abzulegen.

Ein Kinderfesttag

Fronleichnam ist auch ein Kinderfesttag. Säuglinge und Kinder, die an die Prozession mitgenommen werden, gedeihen gut. Wenn man mit ihnen alle vier Altäre besucht, sind sie vor einem unnatürlichen Tod sicher, auch herrscht an manchen Orten die Meinung, solche Kinder ertränkten sich nicht. In Süddeutschland stellt man das Kind nach der Prozession auf die Stelle eines Altars, wo beim Segen das Allerheiligste gestanden hat, damit es gehen lerne. In Endingen am Kaiserstuhl bringt man auf die Altäre Wein und Äpfel, die nach der Prozession an die Kinder verschenkt werden, damit sie gesund bleiben. In Tschechien lässt man Rosen und andere Pflanzen in der Kirche weihen und legt sie dann den Kindern in ihr Bett. In Triesen gab es früher nach der Vesper ein sogenanntes Kinderfest.

Heilkräfte und Hexenabwehr

Den Pflanzen, die zum Schmuck der Altäre angebracht sind, wohnen vielerlei Kräfte inne; man bewahrt sie auf und benutzt sie zu allerlei magischen Zwecken: Man hängt sie über Türen und Bildern auf, um böse Geister fernzuhalten und legt sie unter den Strohsack um böse Geister abzuhalten. Auch einige nicht zum Prozessionsschmuck verwendete Pflanzen haben an Fronleichnam besondere Kraft. Wer einen Vierklee findet, während bei der Prozession das Evangelium des Johannes gesungen wird, kann damit allerlei Zauberkünste treiben; wenn man einem unschuldigen Kind einen Vierklee in die Haare zopft, sieht es alle Hexen; die blaue Kornblume, auf Fronleichnamstag mit der Wurzel ausgerissen, stillt Nasenbluten, wenn man sie in der Hand hält, bis sie warm wird; die letzten Sommerrettiche sät man an Fronleichnam. Die Bienen, die an Fronleichnam schwärmen, sind die vorzüglichsten – man sagt, sie bauten dann eine Monstranz.

Wetterregeln

Schönes Wetter am Fronleichnamstag verspricht reichlichen Honigertrag Wenn es an Fronleichnam auf die bestreuten Prozssionsstrassen regnet, dann wird jeder Tag, an welchem man heuen will, nass; wird das Gras, mit welchem teilweise die Prozessionsstrassen bestreut worden sind, dürr, dann kommt auch das Heu gut in den Stall; «ist’s um Fronleichnamstag klar, so bedeutet’s Gutes ohn‘ alle Gefahr».

Auch allerlei Unheimliches verbindet der Aberglaube mit dem Fronleichnamsfest: Wer im Neckar badet, ertrinkt; einen Mann, der beim Holzhacken zu Tode gefallen war, hört man auch nachher noch Holz hacken; es zeigen sich die Alpgeister; Holzdiebe werden durch Schlangen erschreckt. Hierher gehört wohl auch der Brauch, am Üsahärrgottstag nur die notwendigsten Arbeiten auf dem Hof zu erledigen, vor allem aber nicht zu heuen. Wer an diesem Tag die Heuernte einbringt, dem ist das Unglück im Stall sicher. An Fronleichnam gibt es viele örtliche Sonderformen, die bekanntesten sind wohl der Antlassritt im Brixental, die Blumenbilder in den Münchner Kirchen, die Hallstätter Schiffprozession oder das Wegelschtraat der Deutschen in Ungarn, wo der Priester mit der Monstranz über einen kunstvollen Teppich aus Blumen und Grün schreitet. Die enge Verbindung von Ritus und Volksleben erweist auch der traditionelle Festnachmittag; vielerorts wird an diesem Nachmittag der Herrgottswein getrunken; in Triesenberg trifft sich die Gemeinde auf dem Dorfplatz.

Mütschlisunntig

Am Triesenberg ist es Brauch, dass die Kinder von Gotta und Götti Mütschli erhalten; ein Umstand, der dem Üsahärrgottstag den Zweitnamen Mütschlisunntig bescherte. Das Mütschli geht sprachlich auf das mittelhochdeutsche Wort mütschelin zurück, eine Verkleinerungsform zu mutsche f. ‚kleines, geringes Brot‘; auf mutsche geht auch unser Mundartwort Mutsch m. für ein Tier (meist ein Rind, eine Kuh oder eine Geiss), welches keinen schönen Kopf hat. Ähnliche Bräuche finden sich auch in Vaduz und Schaan, wo das Üserherrgottsbrötle (in Schaan das Krüzerbrötle) nach der Prozession an die Kinder verteilt wird. Weiss gekleidete Mädchen tragen in Finhaut (Unterwallis) auf einer Bahre einen kleinen Turm aus zwei Kuchen mit einem diese krönenden Kreuz. Der Prozessionsweg zur Kirche ist lang. Nach dem Gottesdienst, oder schon beim Credo, wird das Gebäck unter die Gläubigen verteilt. Da der Brauch auch andernorts vorkommt, liegt ihm zweifelsohne der frühmittelalterliche Brauch der Bedürftigenspeisung zugrunde, der seinerseit aus dem frühchristlichen Abendmahl, dem Agape, hervorging.

In Triesenberg gilt für den Fronleichnamstag scherzhaft auch der Name Hansbadischta-Tag, doch ist dies eine andere Geschichte.

Weichnachten früher

Dieser Artikel beruht auf einem Gespräch mit Agathe und Hubert Sele †, Gufer 37, Triesenberg (Jahrgänge 1917 und 1927). Sofern nicht speziell vermerkt, beziehen sich die Angaben auf den Zeitraum von ca. 1920 bis 1940.

Das Weihnachtsfest wird seit Mitte des 4. Jahrhunderts gefeiert. Vor dieser Zeit gab es zwar das Fest der Geburt Christi (am 6. Januar), aber erst durch die Terminverschiebung auf den 25. Dezember fand die Vermischung mit den Mittwinterfesten der Germanen statt, und zugleich bewirkte die Terminverschiebung, dass auch römische Neujahrs- und Mittwinterbräuche ins christliche Weihnachtsfest übergingen.

Also ist im christlichen Weihnachtsfest mit römischen und germanischen bzw. vorrömischen und vorgermanischen Bestandteilen zu rechnen. Diese Bestandteile wiederum führten in den einzelnen Regionen und zu verschiedenen Zeiten zu recht unterschiedlichen Ausprägungen. Vieles vom Brauchtum um das Weihnachtsfest, wie wir es heute kennen, ist noch relativ jung. So ist der Christbaum bei uns gerade einmal hundert Jahre alt, Adventskranz oder gar Adventskalender sind noch viel jünger.

Der 6. Dezember

Der 6. Dezember wird am Triesenberg seit den, vermutlich späten, zwanziger Jahren in einer der uns bekannten Arten gefeiert.

Am Abend kam der Sämichlaas, meist ein naher Verwandter oder Bekannter (in der Regel ein Onkel), bekleidet mit Mantel, Bart und Zipfelchappa. Mit den Worten bätta, bätta betrat er die Stube, und die Kinder sagten das Schutz-Engeli mein auf.

Der Sämichlaas wusste über die guten Taten der Kinder genauestens Bescheid, denn in den Tagen oder Wochen zuvor legten die Kinder ein Scheit vor das Haus, auf welchem für jede einzelne gute Tat von den Eltern eine Kerbe angebracht wurde. Für den Esel vom Sämichlaas legten die Kinder zuweilen abends ein Wüsch Heu vor das Haus.

Der Sämichlaas hatte von Anfang an dieselben Funktionen wie heute: Er rügte die Kinder ihrer schlechten Eigenschaften wegen, lobte deren gute Taten und nahm die Weihnachts-Wünsche entgegen.

Der Sämichlaas kam in den ersten Jahren vermutlich noch allein in die Stuben, später begleitete ihn das Christkind, das ganz in Weiss gekleidet war, sich aber passiv verhielt. Die Ablösung des Christkindes durch den Krampus geschah erst in den vierziger oder fünfziger Jahren.
Als Gaben brachten der Sämichlaas und das Christkind gedörrte Birnen, Äpfel und Nüsse.

Der Sämichlaas begab sich nach dem Besuch der Kinder mit einem oder beiden Elternteile in die Küche, um sich mit einem Schnaps zu stärken. Die Kinder mussten währenddessen im Wohnzimmer bleiben.

Weihnachten

Am Abend des 24. Dezember wurden die Kinder früh zu Bett gebracht. An diesem Abend wurde vom Christkind der Christbaum geschmückt. Den Baum hatte der Vater bei der Gemeinde erstanden.

Die Christbäume, die die Gemeinde verkaufte, waren plombiert und der Waldvogt kontrollierte, ob die Bäume rechtens gefällt worden sind. Wenn es sich beim Christbaum um einen unplombierten Baum aus privatem Waldbesitz handelte, musste die Herkunft des Christbaumes anhand des Stammstumpfes, welcher im Wald zurückgeblieben war, bewiesen werden können: Dem Waldvogt wurde das untere Ende des Christbaumstammes übergeben, damit im Wald die rechtmässige Herkunft kontrolliert werden konnte. Der Christbaum stand im Tischwinkel. Er war mit bunten Kugeln, Äpfeln, Engelshaar und Zäälta geschmückt.

Die Kinder standen am Morgen des 25. Dezember meist früher als sonst auf, um sofort in der Stube nachzuschauen, was das Christkind ihnen gebracht hatte. Geschenke gab es an Weihnachten ausschliesslich von den Eltern. Es handelte sich wiederum um Äpfel und gedörrte Birnen sowie um eine Zäälta; meistens lag noch ein Paar Socken unter dem Christbaum. Grössere Geschenke waren etwa eine Riitgeis. Den Mädchen schenkte man, sobald sie älter geworden waren, etwas an die Aussteuer. Besonders beliebt waren bei den Kindern die Zäälta, auf denen, wie heute noch, ein Bild vom Sämichlaas aufgeklebt war. Mit diesen Bildern schmückten die Kinder die Wände im Haus. Nach der Bescherung gingen die Kinder in das Amt, am Abend wurden die Kerzen auf dem Christbaum entzündet. Der Christbaum stand bis ca. Mitte Januar, teilweise sogar bis Lichtmess in der Stube.

Jahreswechsel

Wer am Morgen des letzten Tages des Jahres als erste(r) aufstand, wurde Tilitapp gerufen, wer am längsten schlief Silvester. Am Silvesterabend trafen sich die Jungmänner auf Üenaboda. Die Nacht verbrachten sie, indem sie von Haus zu Haus zogen (berücksichtigt wurden natürlich nur Häuser, in denen ein lediges Mädchen wohnte).

Die Kinder besuchten am Neujahrstag die Taufpaten, von denen sie ein Geldgeschenk erhielten (zwei Franken). Ausserdem besuchten die Kinder alle Häuser im eigenen Bot. Hier erhielten sie pro Haus entweder fünf Rappen, ein Stück Birnbrot oder einen Apfel.

An Dreikönig war im Kulm die Christbaumfeier, die abwechslungsweise von der Harmoniemusik und dem Männergesangsverein organisiert wurde. An dieser Christbaumfeier, einer der wenigen jährlichen Tanzveranstaltungen von damals, stand auf der Tanzfläche ein geschmückter Christbaum. Im Laufe des Festes wurde der Christbaum Ast für Ast unter den Anwesenden zugunsten der jeweiligen Vereinskasse versteigert. Dieses Fest ist mit dem Beginn des 2. Weltkriegs verschwunden.