Ein kurzer Streifzug durch die frühe Geschichte der Triesenberger Volksschule

Rosh ha-Shana bezeichnet das jüdische Neujahr. Shana Tova ist der Neujahrsgruß und bedeutet, so wie bei uns ‚gutes neues Jahr‘. Oft wird es auch mit u’metuka ergänzt (‚ein gutes und süßes Jahr‘).
Franz Näscher ist mir zuvorgekommen und hat die von mir geplante Wortgeschichte zum guten Rutsch ins neue Jahr im heutigen Vaterland [27.12.2014] in einem Leserbrief bereits geschrieben. Es bleibt mir nicht mehr viel anderes übrig, als seine Ausführungen zu zitieren.
«In diesen Tagen vor Neujahr hören wir den Wunsch für «’n guata Rotsch». Auch ich wünsche ihn allen, die diese Zeilen lesen – aber in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Denn ein Rutsch auf einem vereisten oder anderswie glatten Weg verunsichert. Ich bin vor Jahren bei einer Bergwanderung auf einem dürren Grasabhang ausgerutscht und habe mir dabei den Arm gebrochen.
Wenn wir den Ursprung dieser Redewendung kennen, merken wir, dass sie nichts mit einem Rutsch zu tun hat. Sie stammt aus dem Jiddischen; das war die Umgangssprache besonders der osteuropäischen Juden und ist heute vor allem in Amerika und in Israel unter älteren Juden noch gebräuchlich. Der Neujahrswunsch «’n guata Rotsch» knüpft an den jiddischen, ähnlich klingenden Neujahrswunsch an und geht auf das hebräische «rosch» zurück. «Rosch» heisst «Anfang». Einander «’n guata Rotsch» zu wünschen, heisst dann nichts anderes, als «einen guten Anfang» wünschen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Wunsch «Hals- und Beinbruch», den man in anderem Zusammenhang hört und der wörtlich genommen auch nicht gerade wohlwollend klingt. Er ist ebenfalls aus dem Jiddischen abzuleiten, als witzig-paradoxe Verballhornung von «hazlachah ubracha», was «Glück und Segen» bedeutet.
In diesem Sinne dürfen wir zum Beginn des Jahres 2015 getrost beides wünschen: «einen guten Rutsch» und «Hals- und Beinbruch» – einen guten Anfang sowie Glück und Segen. Beides sind Wünsche, die bei uns erst in den letzten Jahr- zehnten vermutlich durch die Medien gängig geworden sind. «Rosch» hat mit Gott, dem Schöpfer, zu tun. «Rosch» steckt im ersten Wort der hebräischen Bibel: «be-rosch-it» – «am Anfang» schuf Gott Himmel und Erde. […]
Franz Näscher, Pfr. i. R. Kirchagässle 14, Bendern»
Es gilt der Vollständigkeit noch anzuführen, dass von der Sprachwissenschaft auch eine andere Herleitung von Rutsch in Erwägung gezogen wird. Rutsch, Rotsch bedeutet bei uns auch ‚Teil einer Arbeit‘ (Jetz sinn mer an guata Rotsch vöri ko ‚jetzt haben wir ein großes Stück Arbeit geleistet‘. Diese Bedeutung stammt aus dem mittelhochdeutschen rutsch und bedeutet dort auch ‚kleine, kurze Reise‘.
Franz war einer der wenigen Pfarrer war, die ich schätzte. Wir haben Ende der 70er Jahre in der Redaktion der katholischen Jugendzeitschrift ZITIG zusammen mit Mona Gross einige «heiße» Themen behandelt, die er vor dem Dekanat gelegentlich zu verteidigen hatte und dies auch tat.
Schreibe einen Kommentar